Du und Du auf Schritt und Tritt

Ist Ihnen das auch schon mal aufgefallen, das World Wide Web, die Werbung und selbst Autoren setzen auf Kindchenschema.

Wir sind keine Erwachsenen mehr, wir sind wieder im Kindergarten und die liebe Tante Werbung und der gute Onkel Google duzen uns, weil es doch so schön familiär ist.

Wie schrieb mir ein Versandhaus mal, als ich darauf bestand gesiezt zu werden: „Liebe Frau Metscher, gerne werden wir Sie in der persönlichen Ansprache siezen, aber unsere Marketingabteilung hat uns gesagt, dass unsere Kunden das persönlichere Du ganz wundervoll finden und wir doch eine große Familie sind im Internet“.

Auf diese Familie kann ich gerne verzichten, weil sie versucht auf diese Weise uns alle zu willenlosen Konsumzwergen umzuerziehen.

Mir wäre in meiner Schulzeit niemals eingefallen mich mit meinen Lehrern zu duzen, die Distanz durch das „Sie“ war absolut korrekt und gewollt. Wer wollte schon ein Familienmitglied bei seinem Lehrer sein.

Genauso finde ich es befremdlich, wenn ein Händler oder Autor an mir Geld verdienen will oder meine Daten abgreift und mich dabei duzt. Das wäre so, als wenn meine Tante Erna am Wochenende Kuchen für die Familie backt und von jedem 3,50 pro Kuchenstück verlangt. Ich wette, Tante Erna backt nicht mehr lange, weil keiner mehr ihren Kuchen kaufen will.

Duzen ist nicht niederschwellig, sondern stillos, herabwürdigend und macht blöde. Das ist ein Eindringen in die Privatsphäre und Grenzüberschreitend.

Vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu alt für diesen Scheiß!

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