Die ewige Frage: Was wächst wo?

 

Immer wenn ich mit einer Gartenplanung beauftragt werde, kommt diese Frage von meinen Auftraggebern. Nach vielen „ try and error“ Versuchen sind sie frustriert und glauben nicht wirklich an eine Lösung. Für mich ist es dann immer sehr schwierig, sie von Gegenteil zu überzeugen.

Natürlich kann man radikal vorgehen und wie im Botanischen Garten geeignete Standortbedingungen schaffen, viele Gärtner bieten so etwas ihren Kunden an.

Im ersten und zweiten Jahr funktioniert das toll und sieht klasse aus, – ohne Zweifel. Aber ab dem dritten Jahr fangen die Pflanzen an zu kränkeln oder verschwinden ganz. Denn der Aufwand der im Botanischen Garten für die Pflege der Pflanzen geleistet wird ist im normalen Leben mit viel Zeit, und wenn man die nicht hat, mit entsprechenden Kosten verbunden.

So ist es einfach sinnvoller die vor Ort gegebenen Bedingungen für sich arbeiten zu lassen und geeignete Pflanzen heraus zu suchen und zu setzen.

Hier beginnt die wirkliche Kunst, was am Standort wächst, entspricht nicht unbedingt dem Baumarktpflanzen Sortiment. Ganz abgesehen davon, dass die Qualität unter der Quantität der gebotenen Pflanzen leidet. Und weil die Marge zu gering ist, müssen viele kleine Pflanzen möglichst schnell verkauft werden, damit sich das für die Baumärkte rechnet.

Masse statt Klasse

Klar man kann auch in Fachgärtnereien und Baumschule Pech haben, aber die Chancen genau die passenden Pflanzen zu finden ist erheblich größer, da das Sortiment eher auf die örtlichen Standortbedingungen abgestimmt ist und nicht ganz so stark den Modeströmungen folgt.

Warum ich meinen Beruf als Gartenplanerin liebe

Berlin

Nachdem ich nun zweieinhalb Jahre das Thema Bloggen von der einen Seite zu der anderen Seite und wieder zurück gewälzt habe, weil ich einfach nicht wusste wie viel und was ich über mich privat und geschäftlich schreiben sollte, fange ich jetzt einfach nochmal an.
Das Thema Garten begleitet mich von klein auf. Schon in den 70 zigern hat mein Vater wie es so schön Neudeutsch heißt „Urban gardening“ in Berlin betrieben.
So hat er mit uns Kindern auf dem hinteren Grundstück, auf dem eine Ruine stand in den Schuttbergen Erdbeeren, Bohnen und Gurken angebaut, indem er einfach Erde drauf geschüttet hat, was natürlich eine Art von Guerillia gardening war, weil uns das Grundstück ja gar nicht gehörte. Für mich war das ein Paradies, den Abenteuerspielplatz hinter dem Haus zu haben (es war ein illegaler Bau der abgerissen werden musste, weil der Käufer nicht begriffen hatte, dass das Haus nur in seiner ursprünglichen Form Bestandschutz geniest). Leider habe ich keine Fotos von unseren Beeten, aber in meiner Erinnerung haben die Erdbeeren großartig geschmeckt.

Odenwald

Anfang der 80 iger Jahre sind wir dann nach Baden Württemberg gezogen, da mein Vater in Berlin nach seiner Doktorarbeit keine Anstellung fand. Es hat ihn aber nicht gehindert sofort im Odenwald ein Grundstück mit einer Streuobstwiese zu kaufen. Es war ein großes Grundstück auf dem er eigentlich ein neues Haus bauen wollte. Dazu ist es nicht gekommen, weil meine Mutter gewütet und getobt hat sie zöge nicht aufs Dorf, das könnte er vergessen ( typisch Stadtpflanze eben). Es wäre auch sehr krass gewesen, von Berlin West mit knapp 1,5 Millionen Einwohnern aufs Dorf mit 150 Menschen zu ziehen. Aber ich habe zum ersten Mal zuckersüße Mirabellen gegessen, so was kannte ich nicht aus Berlin. Da gab es nur Sauerkirschen und Pflaumen.

Heidelberg

Also sind wir nach Heidelberg in eine kleine 4- Zimmer Penthouse Wohnung gezogen im achten Stock. Da um das Penthouse herum ein 3 Meter breites Kiesdach war, konnte mein Vater nicht widerstehen und hat sofort zwei Hochbeete gebaut, die wir beide mit einem Tannenbaum und Rosen bepflanzt haben. Den Tannenbaum deswegen, weil er zum 1 Advent beleuchtet werden musste, da war mein Vater eisern. So konnte man im Winter, wenn man von der B3 nach Hause gefahren kam, in fünf Kilometer Entfernung unsere Wohnung noch erkennen. Diese Beleuchtung hat dann in den nächsten Jahren etliche Nachahmer gefunden. Besonders die dort stationierten Amerikaner fanden es so großartig, dass sie die Idee auf dem Dach des US Hospitels sofort übernommen haben, natürlich mit sehr viel mehr Blink, Blink.

Schwetzingen

Quelle:Von Misburg3014 – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

Meinen bewusst wahrgenommen Kontakt zu Schlossgärten hatte ich in Schwetzingen. Natürlich sind wir in Berlin in Schloss Charlottenburg, auf der Pfaueninsel und im Botanischen Garten gewesen, aber so richtig die Struktur eines barocken Gartens habe ich erst in Schwetzingen kennengelernt. Anfang der 80 ziger Jahre hatte man zwar die Elemente des französischen Barockgarten gepflegt, aber die Bepflanzung eher monoton gehalten. So war das Paterre mit mit Stiefmütterchen und Eisbegonien gepflastert. Der heutige Tenor der Gartendenkmalpflege ist natürlich ganz anders als vor 30 Jahren, jetzt quillt wieder das Paterre, wie im Barock üblich, vor Farben und Pflanzenarten über, schließlich wollte man ja damals zeigen wie Weltmännisch man war und zeigte jede Pflanzeneroberung, ob sie nun farblich und vom Habitus zusammen passten war dabei herzlich, aber egal.

Was ich aber bemerkenswert finde, ist, dass der Garten von der gesamten Bevölkerung schon zu kurfürstlichen Zeiten frei und kostenlos zugänglich war, sodass jeder die Pracht bewundern konnte. Man stelle sich das heute im Kanzlergarten vor. Alles gut gesichert.

Quelle: Michael Zoll, leider verstorben 2013